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Jugendliche und junge Erwachsene verschanzen sich trotz Corona-Lockerungen im Zimmer – Hilfe für Betroffene

10. Mai 2021
Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene begeben sich in den Totalrückzug – und das nicht erst seit Corona. Eltern und Angehörige holen aus Scham und Unwissenheit oft erst sehr spät Hilfe.

Es ist ein Phänomen, das bei den Sozialdiensten und der KESB im Kanton Obwalden schon länger in den Fokus gerückt ist: Jugendliche und junge Erwachsene, die keiner Tagesstruktur nachgehen und sich oft total aus dem sozialen Leben zurückziehen. Am Anfang einer solchen Geschichte stehen häufig ein gescheitertes Lehrverhältnis, negative Erfahrungen mit Gleichaltrigen wie Mobbing oder Schwierigkeiten zu Hause. Anstatt sich diesen herausfordernden Situationen zu stellen, ziehen sich die jungen Menschen gänzlich aus dem sozialen Leben zurück. Sie verbringen Wochen, manchmal Monate bis Jahre in ihrem Zimmern und kapseln sich nach und nach von der Welt ab. Wenn gut zureden, Druck oder gar Drohungen nichts nützen, stellen sich bei den betroffenen Familien Gefühle wie Hilflosigkeit und Scham ein.

"Für eine solche Situation braucht sich niemand zu schämen", meint Monika Keller von der KESB Obwalden. "Der totale soziale Rückzug ist als Bewältigungsstrategie für eine schwierige Situation zu sehen. Leider finden die Betroffenen oft selber nicht mehr daraus heraus." Sie seien darauf angewiesen, dass Hilfe von aussen komme, so Keller weiter. In diesem Sinne komme den Familienangehörigen eine wichtige Rolle zu. Diese sollten sich besser früher als später an eine Beratungsstelle oder die KESB wenden. Denn je länger der Rückzug dauert, desto schwieriger ist der Weg zurück. Zudem ist wichtig zu wissen, dass die Isolation nur vordergründig selber gewählt ist. Die Betroffenen sehen schlicht keinen anderen Weg, was sie sonst in ihrem Leben tun könnten.

Im Moment leben wir gezwungenermassen alle eher zurückgezogen. Wann sind Sorgen also angebracht? Jugendliche und junge Erwachsene, die seit mehr als sechs Monaten keiner Arbeit nachgehen, keine Schule besuchen, kurz keine ausserhäusliche Beschäftigung haben und sozial extrem zurückgezogen leben, sind gefährdet. Oft kommt Cannabiskonsum oder exzessives Gamen hinzu. Die Hauptaufgaben im Jugendalter sind die Ablösung von den Eltern und die Integration in die Gesellschaft. Beides ist in dieser Konstellation nicht möglich. Die Schwelle, sich zurück ins soziale Leben zu begeben, wird von Woche zu Woche grösser. Deshalb ist Hilfe von aussen wichtig.

Die Sozialdienste der Gemeinden, die Jugend- und Familienberatung sowie die KESB Obwalden stehen für Hilfe bereit. Wo um Unterstützung nachgefragt wird ist weniger wichtig, als dass sich jemand traut, dies zu tun.

Unterstützung und Beratung finden Sie unter:

Jugend- und Familienberatung: 041 666 62 56, jugend-familienberatung@ow.ch

KESB Obwalden: 041 666 61 26, kesb@ow.ch

Sozialdienste der Gemeinden: Kontaktieren Sie direkt ihre Gemeinde

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