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Erlebnisregion Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg: Machbarkeitsstudie zeigt das wirtschaftliche Potenzial auf

27. Mai 2020
Im Rahmen eines interkantonalen Projekts der Neuen Regionalpolitik (NRP) wird seit Juni 2018 eine Machbarkeitsstudie zur Erlebnisregion Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg erarbeitet. Sie zeigt auf, dass das wirtschaftliche Potenzial einer Gebietsverbindung vorhanden ist. Zusätzliche Skierdays (Skitage) erhöhen nicht nur den Ertrag der Bahnen, sondern verbessern durch eine Zunahme der Logiernächte auch die Wertschöpfung im Tourismus im Allgemeinen.

Zurzeit wird die Verbindung von drei Zentralschweizer Skigebieten zur Erlebnisregion Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg geprüft. Eine NRP-Machbarkeitsstudie soll bis spätestens 31. Dezember 2021 konkrete Grundlagen für einen Entscheid über die Realisierung eines Zusammenarbeitsprojekts der drei Bergbahnen Engelberg-Titlis AG, Sportbahnen Melchsee-Frutt und Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG liefern. Gleichzeitig leistet sie einen Beitrag zum Konsensfindungsprozess zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Finanziert wird die Machbarkeitsstudie von den drei Bergbahnen sowie durch öffentliche Bundes- und Kantonsmittel der NRP der Kantone Obwalden, Nidwalden und Bern.

Zunahme der Logiernächte
Zwei Berichte zur Wirtschaftlichkeit zeigen, dass ein Zusammenschluss ein gewisses Wachstum auslösen kann. Er ermöglicht aber insbesondere, die Anzahl der Gäste konstant zu halten bzw. keine weiteren zu verlieren. Damit werden die Voraussetzungen für die langfristige Existenzsicherung der Bahnbetriebe und der drei beteiligten Tourismusregionen geschaffen. „Die Verbindung der drei Tourismusgebiete ermöglicht nur ein relativ kleines Wachstum der Skierdays in der Region. Ein grosses Potenzial für die ganze Region bietet hingegen die zu erwartende Zunahme der Logiernächte“, erklärt der Obwaldner Regierungsrat Daniel Wyler. Dies würde die Entwicklung von neuen Beherbergungsangeboten begünstigen und alternative Angebote sowohl im Winter als auch im Sommer stärken. Dadurch könnten zudem die Wertschöpfung vor Ort behalten und langfristig die Zukunft der Tourismusregion gesichert werden.

Voraussetzungen für eine Attraktivitätssteigerung in Tourismusgebieten
Im Bericht „Erkenntnisse aus anderen Skigebieten“ werden bereits umgesetzte Tourismusgebietsverbindungen im In- und Ausland untersucht. Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass eine Skigebietsverbindung die Attraktivität für Übernachtungsgäste deutlich steigern kann. Gebietsverbindungen in Österreich machen deutlich, dass diese rund 15 bis 25 Prozent mehr Logiernächte generierten. In Arosa-Lenzerheide ist durch den Zusammenschluss die Zahl der Logiernächte im Vergleich zu ähnlichen Gebieten und dem Kanton Graubünden erheblich weniger zurückgegangen. Zudem wurden aufgrund der Verbindung bedeutende Investitionen in Hotels und Ferienresidenzen getätigt. Insgesamt ergibt sich, dass Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg gute Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Verbindung aufweisen. Gründe dafür sind die im Verhältnis geringe Grösse der Einzelgebiete, die Abwechslung in Bezug auf die vorhandenen Pisten und die Sonnen- und Schattenverhältnisse sowie das Potenzial für eine bessere Auslastung der Betten.

Das Potenzial für eine Zusammenarbeit ist vorhanden
Der zweite Bericht „Potenzialanalyse der Tourismusregion Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt & Meiringen-Hasliberg“ zeigt das mögliche wirtschaftliche Potenzial einer Zusammenarbeit zwischen den drei Bergbahnen auf. Um eine umfassende, zukunftsorientierte Perspektive zu ermöglichen, wurde der Fokus auf eine Gesamtbetrachtung des Sommer- und Wintertourismus gelegt. Die Zahlen basieren auf vorsichtigen Schätzungen. Nebst der Hotellerie wurden auch kommerzielle Ferienwohnungen und andere Unterkünfte berücksichtigt.

Allgemein zeigt sich, dass Bergferien in der Schweiz deutlich an Stellenwert gewonnen haben. So wird der Sommertourismus für die drei Regionen zunehmend wichtiger und verfügt über ein grosses Steigerungspotenzial. Die wichtigsten Segmente sind die Wanderer und Ausflugsgäste. Im Bereich Mountainbike besteht zudem gegenüber anderen Destinationen ein deutliches Ausbaupotenzial. Mit auf Biker ausgerichteten Angeboten und Trails lassen sich zusätzliche Logiernächte gewinnen. Während eine Verbindung der Infrastrukturen für den Sommertourismus kaum wirtschaftliches Potenzial aufweist, präsentiert sich die Situation für den Winter hingegen positiv. So wird die eigentliche Wertschöpfung über das Skifahren generiert.

Wenig Spielraum für Preiserhöhungen
Der Vergleich mit der Entwicklung der Preise und der Pricingmodelle anderer Destinationen zeigt klar, dass die heutigen Preise kaum erhöht werden können. Hingegen würden Infrastrukturprojekte bzw. eine Vergrösserung der Skigebiete dazu beitragen, dass die Preise wegen des Mehrwerts für die Gäste besser gehalten werden können. Die drei Gebiete Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg verzeichnen aktuell (Mittelwert 2016/17 und 2017/18) zusammen rund 880 000 Skierdays. 35 Prozent davon fallen auf Saisonkarten, 38 Prozent auf Tageskarten und 27 Prozent auf Mehrtageskarten. Als Folge einer Skigebietsverbindung wird prognostiziert, dass die Skierdays im Durchschnitt für alle drei Gebiete um 5,8 Prozent wachsen und der Verkehrsertrag um rund 2 Millionen Franken steigen würden.

Wachstum vor allem durch Übernachtungsgäste
Bedeutendste Wachstumsquelle sind dabei gemäss Bericht die Übernachtungsgäste. Die Auslastung der Betten in den bestehenden Beherbergungsbetrieben ist derzeit durchwegs relativ schwach. Gemäss dem Bericht könnten sie in Engelberg von 48 Prozent auf 57 Prozent steigen. Dies entspricht in etwa der Höhe von in Österreich beobachteten Steigerungsraten. In Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg fallen die Zuwachsraten ähnlich aus. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass parallel zur Skigebietsverbindung neue Beherbergungsangebote mit attraktiven, warmen Betten gewonnen werden können. Falls es gelingt, in allen drei Gebieten je ein Angebot mit 250 zusätzlichen, attraktiven Betten anzusiedeln, wird mit einer Steigerung der Skierdays um weitere rund 40 000 auf 1 005 000 und einem zusätzlichen Verkehrsertrag von1,5 Millionen Franken gerechnet.

Im Bericht wird auch auf mögliche Folgen beim Verzicht einer Verbindung umfassend eingegangen. In diesem Falle müsste nicht nur auf die geschätzten Mehreinnahmen beim Verkehrsertrag von ca. 3,5 Millionen Franken verzichtet werden. Es müsste davon ausgegangen werden, dass auch die Preise unter Druck kommen und die Skierdays zurückgehen würden. Diese Mindereinnahmen werden auf 3,6 Millionen Franken geschätzt. Eine Skigebietsverbindung würde somit einen Gesamtnutzen von 7,1 Millionen Franken ermöglichen. Zu beachten ist zudem, dass immer nur der Verkehrsertrag betrachtet wurde. In diesem nicht enthalten ist die übrige touristische Wertschöpfung, die durch Übernachtung, Verpflegung usw. generiert wird.

Anstehende weitere Abklärungsschritte
Die beiden Studien wurden von Prof. Dr. Philipp Lütolf vom Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern als Auftrag erarbeitet. Sie bilden die Basis für weitergehende Abklärungen betreffend Rentabilität, Technik und Ökologie einer möglichen Verbindung zwischen den Regionen. „Die Rentabilitätsberechnung bildet die nächste Etappe der Machbarkeitsstudie. Sie wird bis Ende 2020 erarbeitet. Erst nach deren Vorliegen kann über das weitere Vorgehen entschieden werden. Zudem wird geprüft, wie mit der Verkehrssituation umgegangen werden soll“, erklärt Regierungsrat Daniel Wyler weiter. Gemäss bisheriger Analyse wird aufgrund einer Verbindung zwar kaum mit Zusatzverkehr gerechnet. Hingegen ist die Situation bereits heute an Spitzentagen angespannt. Mögliche Verbesserungen könnten entsprechend mit oder ohne Verbindung zu einer Entschärfung beitragen.

Die beiden Berichte sind auf der Kantonswebseite unter folgenden Links publiziert:

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20-37_MM_RR_Machbarkeitstudie_Erlebnisregion.pdf Download 0 20-37_MM_RR_Machbarkeitstudie_Erlebnisregion.pdf
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