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Ammoniakprojekt: Emmissionen markant reduziert

20. Dezember 2016
Die Kantone Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug starteten 2010 ein überkantonales Ressourcenprojekt zur Reduktion der Ammoniakverluste aus der Landwirtschaft. Das zeitlich auf sechs Jahre befristete Projekt zeigt Wirkung: Die Ammoniakemissionen aus der Nutztierhaltung konnten gegenüber 2007 um 206 t Ammoniak-Stickstoff verringert werden. Das Projektziel wurde damit zu 94 Prozent erreicht.
Ammoniak-Emmissionen werden zum grössten Teil durch die Landwirtschaft verursacht. Amonniak entsteht aus Kot und Harn der Nutztiere. Der darin gebundene Stickstoff an sich ist ein wertvoller Nährstoff für das Pflanzenwachstum. Entweicht Ammoniak aber gasförmig in die Luft, wird er verfrachtet und führt zur Überdüngung und Versauerung empfindlicher Lebensräume. Er schwächt beispielsweise die Widerstandskraft der Wälder oder beeinträchtigt die Artenvielfalt in empfindlichen Ökosystemen (z. B. Moore).

Breit abgestütztes Massnahmenpaket
Vertreter des Zentralschweizer Bauernbunds und der kantonalen Fachstellen für Landwirtschaft und Umwelt legten im Jahr 2010 gemeinsam und überkantonal griffige Massnahmen zur Reduktion der Ammoniakverluste aus der Landwirtschaft fest. Der Fokus lag auf einem sorgfältigen, möglichst verlustarmen Umgang mit den Hofdüngern bei der Güllelagerung und -ausbringung. Aufgrund der grossen Bedeutung der Rindviehhaltung legte die Projektgruppe einen weiteren Schwerpunkt bei der gezielten Fütterung der Milchkühe. Denn wenn die Kühe massvoll Protein aufnehmen, scheiden sie weniger Stickstoff aus, welcher in Form von Ammoniak entweichen kann.

Sorgfältiger Umgang mit Hofdüngern vom Stall bis auf`s Feld
Ein sorgfältiger Umgang mit den Hofdüngern (Hofdüngermanagement) ist eine wichtige Grundlage für die Reduktion von Ammoniakverlusten. Wenn die Stall- und Laufhofflächen möglichst sauber und trocken gehalten werden, entweicht weniger Ammoniak in die Luft. Auch eine gut verdünnte Gülle, welche bei bedecktem und windstillem Wetter ausgebracht wird, versursacht weniger Ammoniakverluste. An verschieden Veranstaltungen wurden die Landwirte beraten und zur Optimierung des Hofdüngermanagements angehalten.

Einsatz des Schleppschlauchs als wichtigste Massnahme
Die wichtigste Massnahme zur Reduktion von Ammoniakverlusten war der Einsatz des Schleppschlauchs. Das bodennahe und streifenweise Ausbringen der Gülle mit Schleppschläuchen verringert die Ammoniakverluste stark und verbessert gleichzeitig auch die Ausnützung der Nährstoffe für die Pflanzen. Mit dem Einsatz der Schleppschläuche kann zudem die Geruchsbelastung der Gülle stark vermindert werden, was die Bevölkerung sehr zu schätzen weiss.

Weitere wichtige Massnahmen waren die Abdeckung der bestehenden, offenen Güllenlager sowie bauliche Massnahmen bei den Rindviehställen. Während das Interesse an der Abdeckung der offenen Güllenlager sehr gross war, wurden nur wenige bauliche Massnahmen zur Reduktion der Ammoniakverluste an Ställen getätigt. Die Wirksamkeit dieser oft teuren baulichen Massnahmen ist leider wissenschaftlich noch zu wenig erhärtet.
Als erfolgsversprechende Massnahme wurde 2013 zusätzlich die Massnahme „Ausgewogene Milchviehfütterung“ in das Projekt aufgenommen. Diese Massnahme greift am Beginn der Ammoniakemissionskette ein. Die Tiere werden ausgewogen gefüttert, sie nehmen dadurch weniger Stickstoff auf und scheiden dadurch dann auch weniger Stickstoff in Form von Ammoniak aus. Gerade für das Projektgebiet mit einem sehr hohen Anteil an Milchkühen bringt diese Massnahme ein hohes Wirkungspotential. Auch der ebenfalls stark auf Milchviehhaltung ausgerichtete Kanton Graubünden hat diese Massnahme 2014 in sein Ammoniakprojekt aufgenommen.

Die Beteiligung der Landwirte am überkantonalen Ressourcenprojekt war freiwillig und die Umsetzung der Massnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe wurde in Sinne eines Anreizes durch den Bund und die Kantone finanziell unterstützt.

Ammoniakziele nahezu erreicht
Die Ammoniakemissionen wurden im Verlaufe des Projekts um 194 Tonnen auf 2 293 Tonnen Ammoniak-Stickstoff pro Jahr gesenkt. Das Projektziel einer Reduktion um 206 Tonnen gegenüber 2007/08 wurde damit zu rund 94 Prozent erreicht.
Übertroffen wurde das Projektziel bei der Beteiligung der Betriebe an den Massnahmen „Abdeckung der Güllelager“. So wurden im Projektgebiet 107 Güllelager nachträglich abgedeckt. Auch übertroffen wurde das Projektziel bei der Massnahme „Ausgewogenen Milchviehfütterung“. 4 590 Kühe waren in dieses Projekt involviert.
Klar nicht erreicht wurden die Ziele bei der Umsetzung von baulichen Massnahmen bei den Ställen. Insbesondere jene des raschen Harnabfluss in Rindviehställen und Laufhöfen durch leicht geneigte Laufflächen und Sammelrinnen in den Güllekasten stiess in der Praxis auf wenig Interesse.

Wie weiter?
Die Zentralschweizer Projektkantone leisteten mit ihrem Ammoniakprojekt einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der nationalen Umweltziele. Diese sind gesamthaft jedoch noch nicht erreicht. Nicht zuletzt deshalb führt der Bund im Rahmen der Agrarpolitik 2014–2017 die Unterstützung des Schleppschlaucheinsatzes gesamtschweizerisch weiter.
In den fünf Projektkantonen gilt es deshalb,
  • die Landwirte mit Ausbildungs- und Beratungsangeboten weiter zu sensibilisieren, indem die negativen Umweltwirkungen von Ammoniak und gleichzeitig aber auch die ökonomischen Vorteile eines sorgfältigen Umgangs mit den Hofdüngern aufgezeigt werden;
  • den Anteil der mit Schleppschlauch bedüngten Flächen weiter zu erhöhen;
  • Massnahmen bei Stallbauten mit einem guten Stallklima und sauberen Laufflächen mit raschem Harnabfluss und häufiger Reinigung voranzutreiben. Dazu werden in einem neu gestarteten, gesamtschweizerisch laufenden Beratungsprojekt „Wissenstransfer Ammoniak“ Betriebe mit solchen Ställen porträtiert und Praxiserfahrungen aufgezeigt.
  • das Potenzial in der Milchviehfütterung wissenschaftlich vertiefter abzuklären. Eine diesbezügliche Studie in Zusammenarbeiten mit dem Kanton Graubünden, der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen (HAFL) und dem Bund läuft zurzeit.
Link: Schlussbericht Ressourcenprojekt Ammoniak Zentralschweiz 2015

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